2024 haben wir mit Sandhya, Senior Concepter bei Habegger, darüber gesprochen, wie Künstliche Intelligenz erste Schritte in der Arbeitswelt machte. Ein Jahr später zeigt sich: KI-Tools wie ChatGPT, Firefly oder Midjourney haben die Kreativbranche auf den Kopf gestellt und sind fix im kreativen Alltag angekommen.
Besonders in der Live-Kommunikation, wo Emotion, Erlebnis und Echtzeit entscheidend sind, stellen sich neue Fragen: Wie verändern sich Arbeitsabläufe, welche Möglichkeiten kommen dazu und welche Grenzen bleiben bestehen? Sandhyas Erfahrungen geben darauf einen klaren Einblick.

Vor eineinhalb Jahren war ChatGPT für uns ein Spielzeug, heute ist es ein fester Bestandteil unseres Arbeitsalltags. Die Entwicklung ist rasant: ChatGPT kann inzwischen nicht nur Texte schreiben, sondern auch Dateien erstellen oder hochladen, Bilder generieren und komplexe Projekte strukturieren. Besonders beeindruckend ist die Kombination aus Text-, Bild- und Videofunktion.
Neu ist vor allem die Integration der Bildgenerierung über verschiedene Systeme, was die gestalterischen Möglichkeiten nochmals deutlich erweitert. So lassen sich heute unterschiedliche visuelle Stile, Perspektiven und Bildsprachen kombinieren – etwas, das vor einem Jahr noch kaum denkbar war.
Das, was damals noch Zukunftsmusik war, ist heute Realität. Die Möglichkeiten sind enorm, aber man muss wissen, wie man sie richtig nutzt. Viele Programme verfügen inzwischen auch über direkte KI-Integrationen, etwa Photoshop oder Tools wie Miro, die kreative Arbeit, Visualisierung und Zusammenarbeit noch effizienter machen.

AI generiertes Bild 2024.

AI generierte Bilder 2025 – Mann und Frau.

Der Mann und die Frau sehen wesentlich fotorealistischer aus, weniger perfekt.
Gerade für Corporate Events nutzen wir im Team KI gezielt als Inspirationsquelle. Ob für Konzeptvisualisierungen, Moodboards oder Präsentationen – die Tools erleichtern vieles, ersetzen aber nichts.
ChatGPT liefert uns nie die finale Lösung. Es inspiriert, regt zum Denken an. Aber das, was den Kunden letztlich überzeugt, entsteht immer in der Kreation.
Dank KI können wir beispielsweise heute Details in Visuals deutlich schneller anpassen. Früher war es aufwendig, kleine Elemente in einem Bild zu ändern – heute kann man mit einem Klick den blauen Pullover gegen einen roten tauschen oder den Kürbis durch ein Laptop ersetzen.

Original Bild.

Bild mit AI durch einfach Prompts bearbeitet.
Mit der wachsenden Verfügbarkeit von KI-Tools steigt auch das Risiko der Austauschbarkeit. Vor einem Jahr entstanden bei zwei identischen Prompts noch unterschiedliche Bilder – heute liefern die gleichen Prompts sehr ähnliche Ergebnisse. Wenn mehrere Agenturen dieselben Prompts nutzen, entstehen also ähnliche Bilder, das ist wie beim Kauf von Stock Footage. Die Einzigartigkeit geht verloren. Deshalb entwickeln wir eigene, präzise, kreative Prompts, um wirklich individuelle Ergebnisse zu erzielen. Nur so lässt sich sicherstellen, dass Kunden im Pitch etwas sehen, das sie sonst nirgendwo bekommen.
KI schafft Effizienz, keine Empathie und genau da liegt der Unterschied. Das Zwischenmenschliche kann (aktuell) keine KI ersetzen. Sie versteht nicht, welche Dynamik ein Kunde hat, welche Atmosphäre ein Event braucht oder was zwischen den Zeilen mitschwingt. Auch unsere inhouse-Erfahrungswerte – aus Meetings, Projektleiter- und Sales-Gesprächen – kennt KI nicht und kann sie nicht ersetzen. Genau diese Erfahrung macht die Qualität unserer Projekte aus.
Ich selbst bin in der Nutzung von KI deutlich kritischer geworden: Ich hinterfrage die Vorschläge, überprüfe Quellen sorgfältig und achte darauf, dass nur fundierte Informationen in unsere Arbeit einfliessen. Auch Datenschutz ist ein zentrales Thema. Wir anonymisieren alle Daten, bevor wir sie in KI-Tools nutzen. Kundendaten bleiben bei uns – immer.
Habegger setzt auf ein eigens konstruiertes KI-Interface: Eine KI-Plattform, die neben verschiedenen textbasierten Tools wie ChatGPT, Claude oder Perplexity mit dem Zugriff auf interne Daten auch die Bildgenerierung mit Nano Banana ermöglicht. Für besonders sensible Daten ist bei uns ein lokales OpenSource-Modell im Einsatz. So bieten wir innovative KI-Lösungen, schaffen aber auch eine sichere Umgebung, welche die hohen Datenschutzstandards von uns und unseren Kunden erfüllt.
Gleichzeitig wächst das Interesse der Kunden an interaktiven KI-Erlebnissen: KI-Foto-Booths, virtuelle Assistenten oder Meta Humans auf der Bühne – das Interesse ist riesig. KI wird zunehmend Teil des Event-Erlebnisses selbst.
Auch wenn KI unsere Routineaufgaben erleichtert, bleibt die kreative Leistung ein menschlicher und aufwendiger Prozess, der Fleissarbeit erfordert. Das gesamte szenografische und räumliche Konzept liegt weiterhin bei uns: wie Inhalte dargestellt werden, welche Akzente und Prioritäten gesetzt werden. Bei der sprachlichen Gestaltung von Themen, Mottos oder Titeln behalten wir die Führung, die Vorschläge von ChatGPT dienen nur als Ausgangspunkt. Die Entwicklung und Veredelung der Ideen kommt aus unserem Team.
KI hilft mir, strukturierter zu denken – zum Beispiel mit Bullet Points oder Kategorien. Aber sie denkt oft zu schnell zu Ende. Echte Kreativität braucht Zeit, Umwege und auch mal Leerlauf. Pinterest oder analoge Moodboards sind für viele bei uns im Team weiterhin wichtige Inspirationsquellen. Wir wollen uns treiben lassen, nicht nur leiten lassen.
Durch den Einsatz von KI wird das Projektteam effizienter und gewinnt damit wertvolle Zeit für das, was wirklich zählt: die kreative und emotionale Arbeit. Unsere Kunden bekommen keine KI-Ideen, sondern menschlich gedachte Konzepte. Handgemacht bleibt ein Qualitätsmerkmal.
Vor ChatGPT war es Kunden egal, ob wir mit Photoshop gearbeitet haben, sie wollten ein perfektes Ergebnis. Das ist heute nicht anders.
Ich wünsche mir, dass KI genauer wird, weniger Fehler macht und mehr mitdenkt. Und dass der typische KI-Look in Bildern verschwindet. Je natürlicher die Ergebnisse, desto besser können wir sie einsetzen.
KI wird in Zukunft in jedem Tool integriert sein – das steht ausser Frage. Das Tempo ist unglaublich. Man muss sich täglich damit beschäftigen, um mitzuhalten.
KI ist längst kein Hype mehr, sondern fester Bestandteil der kreativen Arbeit – auch im Bereich der Corporate Events.
Doch der entscheidende Unterschied bleibt der Mensch: unsere Erfahrung, unser Gespür und unsere Fähigkeit, Emotionen zu gestalten.
Im Februar 2023 haben wir unsere erste Podcast-Folge zum Thema Künstliche Intelligenz veröffentlicht: Bildgestaltung mit AI. Schon damals war es unglaublich spannend zu diskutieren, wie KI unsere Arbeitswelt verändern könnte – doch wer hätte gedacht, wie rasant sich die Tools, Möglichkeiten und Einsatzbereiche entwickeln würden?
Ein Rückblick auf diese Episode zeigt eindrücklich, welche Entwicklungen in kürzester Zeit passiert sind und wie sehr KI inzwischen Teil unseres kreativen Alltags geworden ist. Für alle, die den Startschuss unserer KI-Reise miterleben möchten, lohnt es sich reinzuhören – ein spannender Kontrast zu den Erfahrungen von heute.
Die Habegger Podcast Episoden sind kurzweilig, unterhaltsam und am Puls der Zeit. Unsere Hosts Sandhya Mirajkar und Malik Zayat sprechen über Trends, Innovationen und aktuelle Themen, die uns in der Live-Kommunikation beschäftigen.