Im Rahmen unserer vierteiligen Reihe «Eventerlebnis: Manipulation der Emotionen?» haben wir mit Dennis Cassina, Kommunikationsberater Live Communication der Suva, über Emotionen, Zielgruppenbedürfnisse und gelungene Eventerlebnisse gesprochen.
Dennis Cassina: Für mich ist ein Eventerlebnis erfolgreich, wenn ich mich lange an das Ereignis erinnere, so als sei es gestern gewesen.
Wir setzen bei unseren Corporate Events Instrumente ein, die alle Sinne ansprechen, um die Zielgruppe auf allen Ebenen anzusprechen. Unsere Eventstrategie ist clean. Wir sind eine obligatorische Pflichtversicherung und haben daraus eine gewisse Positionierung. Würden wir unsere Anlässe zu perfekt, mit zu viel «wow» inszenieren, wäre das nicht im Sinne unserer Kunden. Im Vordergrund steht stets der Inhalt. Die Themen werden auf persönliche, interaktive und emotionale Weise an eine ausgewählte Zielgruppe vermittelt.
Was gibt es für No-Gos?
Raumdüfte. Diese können eine positive Wirkung haben, aber das ist oftmals ein schmaler Grat, gerade wenn der Geruchssinn grössere Menschenmengen ansprechen soll.
Jede Zielgruppe hat ihre eigenen Bedürfnisse und die müssen abgeholt werden. Werden diese nicht gestillt, dann hat das Erlebnis einen negativen Beigeschmack. Insofern ist auch die Eventbotschaft jeder Zielgruppe elementar. Diese sollte, nicht nur auf das Eventziel, sondern auch ihre Bedürfnisse ausgerichtet werden. Für HR-Fachleute wird z. B. ein anderes Location-Setting kreiert als für Handwerker vom Bau.
Dabei muss die Eventbotschaft aber stets auch zum Auftritt und der Kommunikation der Suva passen.
Wir stehen zwar in einem gewissen Wettbewerb, aber wir können nicht wie ein privates Versicherungsunternehmen auftreten, welches nur seinen Aktionären verpflichtet ist.
Sie unterscheiden sich komplett: Vom Eventsetting, der Location bis zur Wohlfühlatmosphäre. Während Corona haben wir gemerkt, dass ein Webinar für Büropersonal ideal ist. Sie loggen sie kurz davor ein und können danach direkt weiterarbeiten. Ihnen reicht es, wenn die Informationen in 45-60 Minuten fliessen. Auf der anderen Seite haben wir gesehen, dass bei handwerklichen Berufsgruppen ein digitaler Anlass nicht gut funktioniert – hier brauchen wir die Bühne, wie z.B. eine Messe, um die Inhalte zu präsentieren.
Die Arbeitsprävention ist das emotionalste Thema bei uns und das konnten wir digital schlecht transportieren. Live-Events und Messen sind für diese Thematik effektiver und die Zielgruppe zugänglicher. Anhand von Befragungen haben wir gemerkt, dass die Emotionen und die Botschaft bei Livestreams einfach schlechter transportiert wurden. Dennoch können wir auch Vorteile aus den digitalen Anlässen ziehen. Wir konnten die Touchpoints nachhaltig ausweiten: Nicht-Teilnehmer kontaktieren oder in Marketing-Massnahmen integrieren. Auch war die Hemmschwelle zur Eventteilnahme geringer.
Emotionen spielen auch bei uns eine grosse Rolle. Allerdings sind diese durch gewissen Thematiken wie HR-Regulationen schwerer zu vermitteln und auszulösen. Die Arbeitssicherheit ist dagegen ein sehr persönliches Topic, es geht explizit um das Leben eines Menschen und dort lassen sich die Emotionen leicht kreieren.
Wir haben dafür Präventions-Botschafter, die von ihren Erlebnissen und Schicksalen live berichten.
Es muss der emotionale Knopf gedrückt werden. Auch Überraschungen sind ein Teil, um Emotionen und Erlebnisse zu kreieren, um Themen nachhaltig in Erinnerung zu behalten und den Mehrwert daraus abzuleiten.
Dennis verfügt über 25 Jahre Berufserfahrung in der Live-Kommunikation. Einen Grossteil seiner Karriere war er im POC-Bereich tätig. Seit 5 Jahren ist der Kommunikationsberater für die Events der Suva – Agenturanlässe, Messeauftritte und Sponsoring-Veranstaltungen – verantwortlich.