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«Wir sollten das verstaubte Image auflockern»

Habegger | 8. März 2023

Ein Referat hier, ein Apèro riche da – Corporate Events haftet ein sehr traditionelles Bild an. Doch dem muss nicht so sein. Im Rahmen unserer vierteiligen Reihe «Eventerlebnis: Manipulation der Emotionen?» haben wir mit Tanja Ljeljen, Projektleiterin Live Marketing bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB), über Vorurteile, Emotionen und gelungene Eventerlebnisse gesprochen.

Tanja, was bedeutet für dich ein erfolgreiches Erlebnis?

Tanja Ljeljen: Für mich bedeutet es, ein positives nachhaltiges Eventerlebnis zu schaffen, welches den Menschen lange in Erinnerung bleibt. Einen Anlass zu planen und daraus ein Erlebnis zu kreieren, bedarf sehr viele Ressourcen – finanzielle und personelle – und daraus soll das Erlebnismaximum rausgeholt werden. Sagen die Gäste nach einem Event «cool wars», sprechen in ihrem Umfeld aber nicht weiter darüber, dann wäre es ein kurzfristiger Moment und die Ressourcen verschwendet.

Es gibt keinen faderen Beigeschmack, als wenn überzogen wird.

Inszenierung von Events – was sind für dich die Must-haves an Instrumenten?

Das A und O für ein Rundum-Erlebnis ist, wenn alle fünf Sinne angesprochen werden. Sonst bleibt es nicht lange in den Köpfen der Eventteilnehmer. Hierzu trägt ein gutes Zeitmanagement bei. Das Programm bei einem zweistündigen Corporate Event sollte in diesem Zeitfenster durchgeführt werden. Es gibt keinen faderen Beigeschmack, als wenn überzogen wird. Eines der wichtigsten Instrumente ist zudem die Event-Dramaturgie – sie muss bewusst eingesetzt werden, um eine Reizüberflutung zu vermeiden.

Wie erzeugst du bei deinen Events Emotionen oder gar gewisse Stimmungen?

Bevor ich mich mit den Event Emotionen auseinandersetze, muss das Grundgerüst stehen, um der Inszenierung auf dem Event gerecht zu werden. Was ist unsere Eventbotschaft und welches Erlebnis unterstützt diese? Was sind die Eventziele? Welche Gefühle sollen ausgelöst werden und wie sieht das ideale Eventerlebnis für den Teilnehmer aus? Daraus lassen sich anschliessend die Emotionen und Stimmungen ableiten, welche mit Musik, Licht, Visualisierungen, Gerüchen, multisensual umgesetzt werden.

Live vs. Digital – wo siehst du die Unterscheide in der Generierung von Emotionen?

Ich bin ein grosser Fan von Live-Events, gerade wenn es um Emotionen und Erlebnisse geht. Gänsehaut-Momente, die wir live erleben, sind bei digitalen Anlässen schwieriger zu erzeugen. Um bei einem digitalen Event ein emotionales Erlebnis zu kreieren, bedarf es Abwechslung im Programm. Vom Aussenreporter über Stand-up Comedian oder Live Bands im Studio bis hin zu Break Out-Sessions, damit die Teilnehmer jene Inhalte wählen können, die sie interessieren. Zudem braucht es einen ausgezeichneten Rhetoriker als Referent, um alle Teilnehmer an den Screen zu fesseln.

Mein persönliches Learning: In der Kürze liegt die Würze – gerade in der digitalen Welt. 45-60 Minuten ist die ideale Dauer, danach tut man sich und der Audience keinen Gefallen mehr.

Welchen Stellenwert haben Emotionen bei einem Corporate Event?

Sie haben den gleichen Stellenwert wie bei einem Public oder Sport Event. Meiner Meinung ist es ein Vorurteil, wenn Corporate Events im Voraus als langweilig oder trocken abgestempelt werden. Schnell hat man den klassischen Ablauf im Kopf: Zwei Fachvorträge, Podium, gefolgt vom Apéro riche. Es gibt aber durchaus mehr Möglichkeiten: Das Room-Setting ist die Basis für ein Erlebnis, um bei den Gästen Emotionen auszulösen. Anstatt der klassischen Konzertbestuhlung, kann mit Elementen wie Lounges, Hochstühlen, Sitzsäcken gearbeitet werden. Auch die Bühne bietet Gestaltungsspielraum: Haben wir eine Center Stage, bauen wir einen Steg für die Referenten, damit sie näher am Publikum sind. Wir dürfen überraschen, das verstaubte Image auflockern.

Die Event-Teilnehmer sollen auf die Reise mitgenommen werden, durch Licht, Musik, Jingles oder Einspieler, um sie nachhaltig mit einem guten Gefühl zu entlassen. Damit sie nicht nur den inhaltlichen Mehrwert in Erinnerung behalten.

Wäre das Erlebnis automatisiert, würden wir dieses nur repetieren.

Gibt es eine Formel, um das perfekte Erlebnis zu generieren?

Nein, die gibt es nicht. Das Allerwichtigste ist, das Publikum immer wieder zu überraschen. Wäre das Erlebnis automatisiert, würden wir dieses nur repetieren. Wir müssen uns immer wieder neu erfinden und somit auch das Erlebnis – abgestimmt auf alle Faktoren, das Ziel und die Eventbotschaft.

Wer ist Tanja Ljeljen?

Tanja absolvierte einen MAS in Live Communication und verfügt über zehn Jahre Erfahrung in der Eventbranche. Sie arbeitet als Projektleiterin Live Marketing bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB).

Ich liebe es Marken zu inszenieren und mit Emotionen zu füllen, denn das ist die Beweisführung des Markenversprechens.

Eventerlebnis: Manipulation der Emotionen?

Weitere spannende Beiträge mit Insights und persönlichen Statements zum ultimativen Eventerlebnis mit Steffen Ronft, Experte für Eventpsychologie, Dennis Cassina, Kommunikationsberater Live Communication der SUVA sowie mit unseren Habegger-Experten.

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