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Digitale Live-Kommunikation: eine gute Investition?
Auf ein Wort mit Jürg Schwarz

Habegger | 7. Dezember 2021

Seit bald 640 Tagen befinden wir uns im Ausnahmezustand. Der Wunsch nach physischem Zusammenkommen wächst. Die Menschen haben genug von digitalen Events und Zoom-Meetings. Gleichzeitig investiert Habegger weiterhin in digitale Infrastruktur. Im Rahmen einer zweiteiligen Reihe zum Thema «Digitale Live-Kommunikation: eine gute Investition?» haben wir mit unserem CEO Jürg Schwarz gesprochen. Wir wollten von ihm wissen, weshalb er weiterhin an digitale Events glaubt und wie er die Zukunft sieht.

Jürg, die Menschen verspüren eine gewisse Bildschirmmüdigkeit. Hand aufs Herz: Sind Investitionen in die digitale Live-Kommunikation überhaupt noch nachhaltig?

Jürg Schwarz: Digital ist gekommen, um zu bleiben. Davon sind wir überzeugt. In den vergangenen Monaten konnten wir feststellen, dass unsere Kunden trotz Lockerungen im Bereich der physischen Veranstaltungen an der digitalen Komponente festhalten möchten. Ein digitales oder hybrides Eventformat – also die Kombination aus physischem und digitalem Event – bietet grosse Planungssicherheit. Und es unterstützt die Unternehmen dabei, die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden und Teilnehmenden zu schützen. Zudem kann durch die digitale Distribution die Reichweite massiv erhöht, die Kommunikationskadenz gesteigert und folglich auch die Kunden- wie auch Mitarbeiterbindung gestärkt werden.

Und ja, in Anbetracht des momentanen Weltgeschehens ist das digitale Erlebnis aktueller denn je.

Du sprichst die aktuelle Lage an: Omikron hat die Schweiz erreicht, die Fallzahlen steigen. Was empfiehlst du Eventplanern momentan?

In der aktuellen Situation sind grosse, physische Events für Unternehmen moralisch und politisch kaum vertretbar. Wir empfehlen deshalb, kurzfristig digital und mittel- bis langfristig hybrid zu planen. Ein geplanter, physischer Mitarbeiterevent könnte alternativ als interaktive Gameshow digital stattfinden. So kannst du eine komplette Absage verhindern und die Enttäuschung der Mitarbeitenden dämpfen. Mittel- bis langfristig geben hybride Eventformate die nötige Planungssicherheit.

Habegger ist ein grosses Risiko eingegangen und hat kurz nach dem Veranstaltungsverbot im März 2020 auf Livestream-Studios gesetzt. Ist diese Rechnung aufgegangen?

Die Rechnung ist sehr gut aufgegangen. Wir konnten unseren Kunden, welche ihre Veranstaltungen absagen mussten, rasch Alternativen anbieten. Dies hat uns geholfen, einen Teil des weggebrochenen Business zu sichern oder sogar auszubauen. Überdies konnten wir uns dadurch weiterentwickeln und unseren Mitarbeitenden eine Perspektive bieten. Durch unseren Innovationsgeist haben wir zudem neue Talente für uns gewonnen.

Die Zukunft fest im Blick: Bereits früh hat Habegger auf eigene Studios gesetzt.

Ihr erhält viele Anfragen von Kunden, die mit dem Gedanken spielen, selbst ein Studio an ihrem Hauptsitz zu bauen. Was sollte dabei beachtet werden?

Grundsätzlich spricht nichts gegen eine solche Investition. Unternehmen sollten sich aber im Vorfeld über ihre eigenen Bedürfnisse Klarheit verschaffen: Reicht ein simples, portables Setup (Lese mehr dazu im Interview mit der AXA Schweiz) oder soll es eine fixe, hochklassige Installation sein? Unabhängig davon ist sicherzustellen, dass personelle Ressourcen für die fachmännische Bedienung der Technik (z.B. Streaming, Kamera, Ton, Licht, Einspieler etc.) vorhanden sind. Dies ist eine der grössten Herausforderungen, ausgebildetes Personal ist rar auf dem Markt. Ein stringenter Ablauf, ein zielgruppengerechter Inhalt und die Interaktion mit dem Publikum sind von zentraler Bedeutung. Das sind die Treiber eines erfolgreichen digitalen Events.

Könnte man das Studio auch für physische Events nutzen?

Den Einsatz eines Studios für physische Events erachte ich als eher schwierig. Es braucht sehr viel Know-how, um ein bestehendes Setup sinnvoll und ansprechend einzubinden. Auch würde sich ein Studiobau durch diese multifunktionale Nutzung verteuern, was ich persönlich nicht als zweckdienlich erachte.

Eventplattform

Virtuelle Welten können einen Mehrwert für die Pre- und Postkommunikation eines Events bieten. (Bild: Digitale Plattform CS Sustainability Week 2021)

Natürlich kann man nicht nur in ein physisches Studio investieren, sondern auch in digitale Lösungen. 3D-Welten und digitale Eventplattformen sind zwei dieser neuen Errungenschaften. Doch auch hier stellt sich die Frage: Lohnt es sich zum aktuellen Zeitpunkt noch, in eine virtuelle Welt zu investieren?

Wir empfehlen unseren Kunden, bevor sie Investitionen tätigen, den Bedarf für die künftigen Projekten zu evaluieren und zu klären, ob dieser mit digitalen Lösungen abgedeckt werden kann. Ich bin jedoch davon überzeugt, dass sich der Bereich rund um Plattformen und virtuelle Welten – unabhängig von der Pandemieentwicklung – auch künftig stark weiterentwickeln wird. Es werden auch neue Dienste entstehen. Schliesslich bieten virtuelle Welten einen grossen Mehrwert in der Pre- und Post-Kommunikation von Events. Unternehmen können mit ihrer Zielgruppe auch vor und nach dem Event in Kontakt bleiben, Inhalte zur Verfügung stellen, netzwerken und somit Community Building betreiben. 

Werfen wir einen Blick in die Kristallkugel: Wo wird die Eventbranche im Sommer 2022 – über zwei Jahre nach Corona – stehen?

Die aktuelle Welle und deren Auswirkungen werden abgeflacht sein. Sämtliche Public-Event-Formate wirst du wieder ohne Teilnehmerbeschränkungen durchführen können. Im Bereich der Corporate Events zeichnet sich ein Wandel ab: Der Kommunikationsbedarf steigt und somit wird man mehr Events als in der Vor-Pandemiezeit ausrichten. Das Verhältnis zwischen digitalen und physischen Formaten wird sich bei 1 zu 3 einpendeln. Ich gehe davon aus, dass insbesondere international tätige Unternehmen mehr Satelliten-Events durchführen werden. Nebst den Budgeteinsparungen durch die Minderung der Reisekosten spielt auch der lautere Ruf nach Nachhaltigkeit mit.

Jürg Schwarz, CEO Habegger AG

Möchtest du mehr über dieses Thema erfahren?

Wir haben im zweiten Teil unserer Serie einen Praxischeck bei der AXA Schweiz, die ein eigenes, kleines Inhouse-Studio betreibt, gemacht.

Zum Interview

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